„Konflikte haben ein schlechtes Image“

Am vergangenen Donnerstag fand an der FHS St.Gallen ein Alumni-Event statt. Der Leiter des Weiterbildungszentrums, Reto Eugster, führte mit seinem Referat in die „Methodik des konstruktiven Kritisierens“ ein. Das Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen bietet zu Themen rund um das Konfliktmanagement verschiedene Weiterbildungen an, unter anderem den Lehrgang Mediation (Konfliktvermittlung).

Reto Eugster, Fachhochschule St.Gallen, FHS St.Gallen

Der Leiter des Weiterbildungszentrums FHS, Reto Eugster, am Alumni-Event in St.Gallen

Sigmar Willi, Leiter der FHS-Alumni, führte in die Veranstaltung ein. Jedes Studium diene dem Networking und sei nach Abschluss nicht „erledigt“. Ziel von solchen Alumni-Events sei, das Networking zu aktualisieren.

Reto Eugster, der seit vielen Jahren als Dozent im Mediationslehrgang tätig ist, betonte, dass das konstruktiv nutzbare Potenzial von Konflikten unterschätzt werde. Beispielsweise zeigen Konflikte oft einen Veränderungsbedarf an und nicht selten wirken sie als Veränderungsbeschleuniger. Gerade in der Politik würden Entwicklungen oft in den Modi Knappheit und Konflikt zustande kommen.

Reto Eugster beschrieb, wie Kritik oft als Konfliktofferte, als Einladung zum Streit, verstanden bzw. missverstanden werde. Die Angst vor Konflikten ist schliesslich der Grund, weshalb es in Teams schwer fällt, zu kritisieren. Tatsächlich sieht Eugster einen Zusammenhang zwischen der Konfliktkompetenz von Teammitgliedern einerseits sowie der Teamkultur anderseits. Es bewähre sich, Konflikte nicht als Unfall, sondern als Normalfall der Teamarbeit zu verstehen.

Konstruktives Kritisieren zeichnet sich durch einige Merkmale aus. Eine solche Kritik ist konkret und handlungsorientiert, wird nicht als Vorwurf, sondern als Wunsch geäussert, wird möglichst situativ vorgebracht und zeichnet sich durch Authentizität aus („Ich-Botschaften“). „Lernkultur ist Kritikkultur und im Effekt konfliktoffen“, so Eugster. Er plädierte dafür, in der Teamarbeit Raum für erbetene Kritik zu geben, beispielsweise an Meetings. „Formen des Erbetens von Kritik zu institutionalisieren, kann in harmonieneurotischen Teams viel bewirken“, erläuterte Reto Eugster im Fachhochschulzentrum.

Im Rahmen des Mediationslehrgangs, den die FHS St.Gallen gemeinsam mit dem Zentrum für Wissenschaft und Weiterbildung Schloss Hofen seit über zehn Jahren anbietet, findet eine vertiefte Beschäftigung mit solchen Fragen statt. Der Mediationslehrgang ist Teil des Masterstudiums Psychosoziale Beratung.