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«Weiterbildungen sind ein gewähltes Privileg»

Beatus Zumstein (62) ist mehrfacher Weiterbildungsabsolvent. Vier Masterabschlüsse hat er bereits in der Tasche, ein weiterer wird vermutlich dieses Jahr folgen. Was bedeutet ihm dieser Erfolg? Was bringen ihm diese Weiterbildungen? Beatus Zumstein spricht in der FHS-Caféteria «Gleis 8» über seine Motivation für Weiterbildungen.

Beatus Zumstein, was heisst Erfolg für Sie?

Beatus Zumstein, mehrfacher Weiterbildungsabsolvent

Mein erster Gedanke bei Erfolg bezieht sich auf den beruflichen Erfolg. Wenn ich an meinen ersten Masterabschluss, den ich in Management sozialer Dienstleistungen in NGO (Non-Governmental Organization, nichtstaatliche Organisationen) absolvierte, denke, dann hat mir diese Weiterbildung geholfen, meine Aufgabe als Führungsperson erfolgreich zu meistern. Im eher schwierigen Umfeld der Sozialen Arbeit half sie mir, die verschiedenen Aspekte meiner Führungsrolle zu erfüllen. Mein Chef von damals war auch zufrieden mit mir. Diese Würdigung, die über den Lohn hinausgeht, ist mir wichtig.

Was bringt Ihnen dieser Erfolg nebst der Zufriedenheit des Chefs?
Der Erfolg und das Wissen, dass ich nicht nur gerade genüge und die Anforderungen, die an meinen Job gestellt werden, gut erfülle, verschafft mir Luft oder Freiraum. Störungen führen ja sehr oft zu Burnout, Erschöpfung oder Depressionen. Dank den Erkenntnissen aus den Weiterbildungen kann ich mich selber überprüfen. Im schlimmsten Fall macht man trotz viel neuem Wissen alles gleich wie vorher. Ich weiss, dass ich viel dazugelernt habe. Ich handle adäquater, ruhiger und reflektierter als vorher. (Zumstein hält kurz inne und schmunzelt) Und falls ich aus Sicht anderer Personen komisch handle, dann kann ich mein Handeln wenigstens begründen – oder zugeben, dass ich einfach «doof» gehandelt habe.

Welchen Einfluss haben die Weiterbildungen auf Sie als Person?
Gross verändert habe ich mich als Person wohl nicht. Ich habe jedoch gelernt mit Ängsten und Unsicherheiten umzugehen. Vor jedem Lehrgangsstart habe ich Befürchtungen, nicht alles zu verstehen, Prüfungen nicht zu bestehen oder mit den anderen Teilnehmenden nicht klar zu kommen. Beispielsweise fällt es mir inzwischen leichter, mit anderen Personen zusammenzuarbeiten, selbst wenn ich diese nicht unbedingt sympathisch finde. Das hilft mir auch im Berufsalltag im Umgang mit Klienten und Arbeitskolleginnen und -kollegen. Die Weiterbildungen fördern also auch meine Fähigkeiten in der Zusammenarbeit. Und ich habe meine Angst vor Prüfungen überwunden. Mir fehlt für den letzten Abschluss nur noch die Diplomarbeit. Die will ich unbedingt noch machen, sofern mir im Hinblick auf meine Endlichkeit noch genügend Zeit dafür bleibt.

Das hoffe ich sehr, Herr Zumstein. Ich möchte nämlich gerne im Dezember an der Diplomfeier mit Ihnen auf Ihren Erfolg anstossen! Noch eine letzte Frage: Was sagt eigentlich Ihre Familie, dass Sie so oft Weiterbildungen besuchen?
Die habe ich gar nie gefragt (lacht)! Ja, natürlich geht Familienzeit verloren, aber ich hab’s trotzdem einfach gemacht. In ganz jungen Jahren habe ich einmal wegen einer Frau eine Weiterbildung zum Naturarzt abgebrochen. Diese Frau war mir einfach wichtiger als die Weiterbildung. Schlussendlich muss ich sagen…(stockt und lacht)… damals stimmte es so. Für eine Partnerin oder die Familie kann diese Absenz wegen Weiterbildung auch gut sein. Beide Parteien haben Freiraum und sind zufrieden, weil sie etwas machen können, das ihnen gefällt. Zur Ergänzung erwähne ich noch, dass ich meistens nur 80 Prozent gearbeitet habe. Gut, dafür fällt jetzt meine Rente etwas dürftig aus. Aber das ist wohl auch ein Preis für die vielen Weiterbildungen.

Dann sind die Weiterbildungen ein Luxus, den Sie sich geleistet haben?
Ja, das stimmt. Ein gewähltes Privileg.

Vielen Dank, Herr Zumstein, für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

Übrigens, Beatus Zumstein nimmt am Podium des 6. Schweizer Bildungsforum zum Thema «Weiterbildung: lebenslang oder lebenslänglich» teil. Dort wird er noch genauer erläutern, was er von Weiterbildungen hält und warum genau, er immer wieder Weiterbildungen besucht hat. Das Bildungsforum findet am Donnerstag, 30. März im Pfalzkeller St. Gallen statt. Programm und Anmeldung unter www.fhsg.ch/bildungsforum.

Zur Person
Beatus Zumstein (62) arbeitet seit 30 Jahren als Zentrumsleiter im Migrationsbereich, aktuell als Teamleiter im Zentrum für Asylsuchende Landegg in Eggersriet. Dort begleitet er jugendlichen Asylsuchende. Er ist geschieden und hat zwei erwachsene Söhne. Autos interessieren ihn weniger, dafür gönnt er sich Weiterbildungen. Er hat folgende Abschlüsse erlangt: