Schlagwort-Archive: Health Service Management

Leitung in neuen Händen

Der MAS in Health Service Management steht seit 1. April 2020 unter der Leitung von Matthias Küffer. Er tritt die Nachfolge der beiden bisherigen Co-Leiter Reto Eugster und Andreas Laib an. Matthias Küffer ist Leitender Psychologe, Klinikleiter und Gesamtleiter Spitalschulen in der Spital Thurgau AG. Nebst einem Pädagogik- und Psychologiestudium erweiterte Matthias Küffer seine Kompetenzen mit einem Management- und Unternehmensführungsstudium und spezifischen Weiterbildungen im Management des Gesundheitswesens. Er doziert seit 2015 an der FHS St.Gallen und leitet bereits den CAS Leadership und Führung im Sozial- und Gesundheitswesen. Dieser Lehrgang bildet einen Teil des MAS in Health Service Management – zusammen mit dem CAS Betriebswirtschaft des Gesundheitswesens und dem CAS Management im Gesundheitswesen.  

Im CAS Management im Gesundheitswesen steht ebenfalls ein Wechsel an. Franziska Mattes übernimmt die Lehrgangsleitung von Günter Tomberg. Sie bringt einen breiten Leistungsausweis auf verschiedenen Managementebenen im Gesundheits- und Sozialbereich mit. Franziska Mattes ist selbständig tätig und übt Verwaltungsratsmandate bei mehreren Spitälern und Spitalverbunden als auch Projektbegleitungen und Geschäftsführung auf Mandatsbasis aus.

Daniela Habegger, Kommandantin der Sanitätspolizei Bern

Daniela Habegger, eine der ersten Frauen im Dienst der Sanitätspolizei Bern

Seit rund zehn Monaten ist unsere ehemalige Weiterbildungs-Studentin Daniela Habegger Kommandantin der Sanitätspolizei Bern und somit verantwortlich für die Sanitätsnotrufzentrale SNZ 144 und den Rettungsdienst der Stadt und Region Bern. Sie ist die erste Frau im Kanton Bern, die ein solches Amt innehat. Vor 18 Jahren war sie bereits in einem Teilzeitpensum bei der Sanitätspolizei Bern tätig. Ein Bericht über eine «Powerfrau» im Dienste der Rettungssanität.

Treffpunkt Bahnhof Bern. Daniela Habegger (51) wartet schon und chauffiert mich zur Sanitätspolizei (Sano) Bern. Unterwegs erklärt sie, was es zu sehen gibt: hier das Inselspital, dort den Stützpunkt der Abteilung Feuerwehr, Zivilschutz und Quartieramt der Stadt und Region Bern. Angekommen im 2013 bezogenen Neubau an der Murtenstrasse 111 führt mich Oberstleutnant Habegger durch ihr Reich und erklärt die Aufgaben der Sanitätspolizei: «Wir sind für alle Unfall-, Notfall- und Krankentransporte in der Stadt und Region Bern zuständig. Zudem betreiben wir die Sanitätsnotrufzentrale 144 Bern.». Das Einsatzgebiet umfasse 38 Gemeinden mit etwa 320’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Zur Organisation erläutert sie: «Wir sind paramilitärisch organisiert und sowohl der städtischen Direktion für Umwelt, Sicherheit und Energie (SUE) als auch der Gesundheits- und Führsorgedirektion (GEF) des Kantons Bern unterstellt.» Mit der GEF bestehen Leistungsvereinbarungen für den Rettungsdienst und die SNZ 144.

Erste Kommandantin im Kanton
Habegger leitet die 1904 gegründete Sanitätspolizei Bern. Ihre Funktion nennt man «Kommandantin». Ihr unterstellt sind insgesamt 166 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den Bereichen Planung und Einsatz, Rettungsdienst und Ausbildung oder Logistik tätig sind. Davon befinden sich aktuell 23 Personen in der Ausbildung zur Rettungssanitäterin HF bzw. zum Rettungssanitäter HF. Wer hier eine reine Männerdomäne unter weiblicher Führung erwartet, liegt falsch. Daniela Habegger war zwar vor rund 20 Jahren die erste Rettungssanitäterin der Stadt Bern, doch heute liege der Frauenanteil bei etwa 40 Prozent, freut sich Habegger. Auf dem Rundgang grüsst sie ihre Mitarbeitenden freundlich und wechselt kurz ein paar Worte mit ihnen. Von der militärischen Rangordnung ist nichts zu spüren. Man merkt jedoch schnell, dass sie sich gut eingelebt, gerne mit Menschen zu tun und Freude an ihrem Job hat. Welches sind denn die grössten Herausforderungen? «Mit dem Führungswechsel fand auch ein gewisser Kulturwandel statt. Das führt natürlich bei einigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu einer gewissen Verunsicherung», erklärt Daniela Habegger. Sie lebe einen offenen, partizipativen Führungsstil. Es sei ihr wichtig, dass die Mitarbeitenden ihre Sicht und Meinung einbringen und Eigenverantwortung übernehmen. Weitere Themen, mit denen sie sich intensiv beschäftigt, ist die Weiterentwicklung der Organisation und generell die Entwicklung des Rettungsdienstes im Kanton Bern.

Schnelle Erstversorgung durch Laie
Angekommen in der Sanitätsnotrufzentrale 144 übergibt sie mich kurz dem stellvertretenden Gruppenleiter der SNZ 144 Stefan Nydegger. Erwartet hätte ich hier eine gewisse Hektik. Es geht aber ganz ruhig zu und her in diesem Grossraumbüro. Er erklärt, was auf seinen vier Monitoren zu sehen ist. Mit Stolz erzählt er mir ausserdem vom Projekt «Firstresponder.be». Firstresponder (FR) seien medizinische Laien, die ausserhalb des regulären Rettungsdienstes Erste Hilfe leisteten. «Bei medizinischen Notfällen überbrücken sie die Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsteams mit Lebensrettenden Sofortmassnahmen und betreuen Patienten und deren Angehörigen.» Die ausgebildeten und registrierten FR würden bestimmen, in welchen Gemeinden sie eingesetzt werden wollen. Die Sanitätsnotrufzentrale alarmiere bei einem Einsatz via App alle in Frage kommenden FR. Diejenigen, die den Alarm quittieren, erhalten die Details zum Einsatz und begeben sich umgehend an den Ereignisort.

Zwei Weiterbildungsmaster abgeschlossen
Zurück in ihrem Büro erzählt Daniela Habegger, wie sie ihre Weiterbildung an der FHS St.Gallen erlebt hat. «Zuerst wollte ich ja eigentlich nur einen Lehrgang in Leadership besuchen.» Das tat sie dann auch und «leckte Blut», falls man das bei einer Rettungssanitäterin so sagen darf. «Ich besuchte dann doch noch die zwei anderen Lehrgänge und schloss 2010 den MAS in Health Service Management ab.» Der Lehrgang zu Führungsthemen habe ihr gezeigt, dass sie intuitiv vieles schon richtig gemacht habe in der Führung von Mitarbeitenden. «Das hat mich bestärkt, mich für Stellen in leitender Position zu bewerben.» 2014 entschloss sie sich auch noch, den Executive MBA anzupacken. «Im Modul Controlling habe ich ziemlich gelitten», erinnert sich Habegger. Bis in den Schlaf hätten sie die verschiedenen Berechnungswege der Deckungsbeiträge verfolgt. Heute sei sie aber froh, auch davon etwas zu verstehen. Sehr viel über Prozesse und die Kaizen-Methode habe sie ebenfalls gelernt. Beides helfe ihr in ihrem heutigen Job. Bei beiden Weiterbildungsmastern habe sie die Masterarbeit zu einem Thema aus ihrem Aufgabengebiet verfasst. Dadurch fiel ihr die strenge Phase der Masterarbeit etwas leichter, trotz Vollzeitarbeitspensum und privaten Herausforderungen. Ihr Fazit: «Man wächst mit den Aufgaben.»

Von der KV-Lehre zur Kommandantin
Alles begann mit der Berufslehre zur Kaufmännischen Angestellten. Gleich nach Abschluss absolvierte sie die Ausbildung zur Pflegefachfrau HF (ehemals Krankenschwester AKP). Nach einem Auslandaufenthalt als Pflegefachfrau in Namibia folgte die Weiterbildung zur Anästhesiepflegefachfrau. In dieser Funktion arbeitete sie im Universitätsspital wie auch in Regional- und Bezirksspitälern. Erste Kontakte zum Rettungsdienst folgten, die sie sukzessive ausbaute. Schliesslich absolvierte Daniela Habegger auch noch die Ausbildung zur Rettungssanitäterin HF. Als Paramedic war sie in der Folge in Mali, Togo und Haiti im Einsatz. Ihre ersten Führungserfahrungen beruhen auf ihren Tätigkeiten als Erwachsenenbildnerin HF an der Schule für Rettungssanität in Bern, als Leiterin Sanitätsnachrichtendienst (Schweizer Armee) sowie nach der ersten Weiterbildung an der FHS St. Gallen als Bereichsleiterin Pflege Chirurgie am Kantonsspital Obwalden in Sarnen. Bevor sie im Herbst 2016 die Leitung der Sanitätspolizei Bern übernahm, arbeitete sie während viereinhalb Jahren als Pflegedienstleiterin der Universitätskliniken für Kardiologie und Angiologie am Inselspital Bern. Ein eindrücklicher Werdegang. In ihrer Freizeit entspannt sich Habegger bei der Gartenarbeit oder beim Kochen. «Das empfinde ich als sehr kreativ und inspirativ», so Habegger. Ausserdem lese und reise sie gerne.

Zahlen und Fakten rund um die Sanitätspolizei Bern (Stand 2016)
Sanitätsnotrufzentrale 144:

  • Zuständig für das Mittelland, Emmental und Berner Oberland
  • 191’029 Anrufe (durchschnittlich 523 pro Tag),
    Anrufreichster Tag: 6. September mit 843 Anrufen innerhalb 24 Stunden
  • 40’515 disponierte Einsätze, d.h. durchschnittlich 111 pro Tag

Rettungsdienst:

Fahrzeugflotte der Sanitätspolizei Bern

Fahrzeugflotte der Sanitätspolizei Bern (Bild: Sanitätspolizei Bern)

  • Zuständig für 38 Gemeinden mit rund 320’000 Einwohnerinnen und Einwohner
  • 18’867 Einsätze (Tagesdurchschnitt 51)
  • 575’849 gefahrene Kilometer, das entsprecht 13,5 Erdumrundungen
  • Top-Tag: 86 Einsätze innerhalb 24 Stunden im Vergleich zum ruhigsten Tag mit 28 Einsätzen im selben Zeitraum
  • Fuhrpark: 10 Rettungswagen, 6 Einsatzambulanzen, 1 Intensivtransportwagen, 1 Isolettenfahrzeug («Storchenwagen»),
    2 Notarztfahrzeuge, 5 Rettungsboote und 1 Katastrophen-Anhänger