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Messies öffnen die Tür

Kann man einem Messie beim Aufräumen helfen? Antworten auf diese Frage gibt es im neuen «FHS Essay». Der Kurzfilm ist inspiriert durch die Masterarbeit von Weiterbildungsabsolventin Corina Giger, die in ihrem Berufsalltag immer wieder Personen mit Messieverhalten begegnet.

Der Begriff Messie hat sich in unserem Sprachgebrauch etabliert. Dabei wird er meist negativ verwendet – als Bezeichnung für Personen, die in unordentlichen Verhältnissen leben. Weit verbreitet ist auch die Meinung, es handle sich dabei um Menschen, die «einfach zu faul sind, um aufzuräumen.» Doch wann ist jemand ein Messie? Was treibt Menschen an, Dinge anzuhäufen?

Corina Giger hat sich im Rahmen ihrer MAS-Arbeit intensiv mit dem Messie-Syndrom auseinandergesetzt. Die Absolventin des MAS in Psychosozialer Beratung arbeitet seit einigen Jahren in einer Teilzeit betreuten Wohngemeinschaft für Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung. Dabei begegnet sie immer wieder Personen mit einem Messieverhalten.

Insbesondere bei Messies, die in Institutionen leben und somit professionell begleitet werden, stellt sich immer wieder die Frage, ob man den Betroffen beim Aufräumen helfen kann. Darauf nimmt der neue «FHS Essay» Bezug. Der Film basiert auf der MAS-Arbeit von Corina Giger und wurde in Kooperation mit der Produktionsfirma Drehtag aus St.Gallen erstellt.

Die Masterarbeit öffnete die Tür zum Job

Straffällige und verhaltensauffällige Jugendliche in ein geordnetes Leben zurückführen: Diesem Ziel widmet Lukas Kradolfer einen Teil seines Berufsalltags. Durch seine Masterarbeit an der FHS St.Gallen hat sich eine aussichtsreiche Zusammenarbeit mit dem Sozialwissenschaftler und FHS-Dozenten Karl Weilbach ergeben.

Ein 13-Jähriger verprügelt regelmässig andere Kinder. Im Gespräch mit ihm stellt sich heraus: er tut es zum Schutz seiner jüngeren Geschwister. Der Jugendliche fühlt sich verantwortlich für sie. Er schlüpft in die Rolle des traumabelasteten Vaters, weil dieser nichts gegen die Sorgen seiner Kinder unternimmt. Mit solchen und anderen Fällen setzt sich Lukas Kradolfer seit Abschluss seines Weiterbildungsmasters in Psychosozialer Beratung an der FHS St.Gallen auseinander. Der 32-Jährige arbeitet neu in Teilzeitanstellung im Center für Integration und Begegnung (cib), einer polyvalenten Beratungspraxis von Dr. Karl Weilbach und seiner Frau Brigitte Spörri. Die neue Tätigkeit hat sich durch Kradolfers Masterarbeit ergeben; Weilbach, der auch als Dozent an der FHS St.Gallen tätig ist, war sein Betreuer.

Ein Fahrzeug in Schieflage

In seiner Masterarbeit beschäftigte sich Lukas Kradolfer mit delinquenten Jugendlichen. Er ging unter anderem der Frage nach, welchen Einfluss traumatische Erfahrungen in der Kindheit auf ein mögliches straffälliges Verhalten haben.  «Mir ist es wichtig, zu verstehen, warum jemand ein Delikt verübt», sagt er. Seine Klienten will er nicht nur als Straftäter sehen, sondern die Gesamtpersönlichkeit mit ihren Licht- und Schattenseiten erkennen. Auch der Blick auf das Umfeld eines Jugendlichen sei ausschlaggebend, wenn es darum gehe, die Situation zu verbessern, so Kradolfer. «Oft ist zum Beispiel in der Familie kein Gleichgewicht mehr vorhanden. So wie bei einem Fahrzeug, das in Schieflage gerät, weil sich die Lasten darin einseitig verschoben haben.» Dann sei es notwendig, etwas an dieser Konstellation zu ändern. Im Falle des 13-Jährigen, der sein Verantwortungsgefühl unangemessen umsetzte, holte Kradolfer auch dessen Vater ins Boot. In einem Gespräch zeigte er ihm auf, wie sein Sohn und andere unter der Rollenumkehr leiden.

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