Von Praxisbezug reden viele, aber…

Von Elisabeth Brunner

Von Praxisbezug zu reden, ist das eine. Den Praxisbezug in Weiterbildungen tatsächlich herzustellen, das andere. Ein Beispiel, unsere praxisbezogene Prüfung.

Kürzlich erhielten die Teilnehmenden des Zertifikatlehrgangs Sales- und Marketing-Management den Auftrag, innert 24 Stunden ein strategisches Verkaufs- und Marketingkonzept für ein Abtwiler Unternehmen auszuarbeiten. 

Mittwochabend bei der Hohlflex AG in Abtwil. Christian Hohl, CEO des Unternehmens, erklärt die wichtigsten Herausforderungen seines Betriebs. Die Studierenden des Lehrgangs notieren mit und sind gespannt auf ihren Auftrag. Sie müssen den Markt des Verpackungsunternehmens analysieren, ein Vertriebskonzept und eine Online-Strategie ausarbeiten sowie die Kommunikationsaktivitäten für zwei Geschäftsbereiche festlegen. Und das innerhalb von 24 Stunden.

Exakt 24 Stunden später treffen sich Auftraggeber, die Studierenden sowie die beiden Kursleiter, Rosella Toscano-Ruffilli und Pius Küng, wieder. Jetzt präsentieren die Gruppen ihre Lösungsvorschläge. Diese Art von Prüfung hat die Teilnehmenden stark gefordert. „Als ich die Aufgabenstellung sah, glaubte ich nicht daran, dass wir es schaffen in der vorgegebenen Zeit einen Lösungsvorschlag sowie eine 30minütige Präsentation vorzubereiten“, sagt Ronald Ziegler, Manager bei der Amag AG.

Ähnlich äussert sich Christof Schwarber, Verkaufsleiter bei Helvetia Versicherungen: „Die Teamarbeit hat mir bewiesen, dass wir uns innert kurzer Zeit in eine völlig neue Branche hineindenken und Lösungsvorschläge erarbeiten können.“

Für Judith Glück, Head of Material Management der Mammut AG, war der Prozess der Lösungsbearbeitung ähnlich komplex und anspruchsvoll wie in der Praxis: „Man muss ‚ausufernde Diskussionen‘ in den Griff bekommen und die Teammitglieder zu einem vernetzten, zielorientierten Denken anleiten, sonst rennt einem die Zeit davon.“

Auch Auftraggeber Christian Hohl hat durch diese Praxisprüfung Erkenntnisse gewonnen. Die Studierenden haben ihm aufgezeigt, wie er den Erfolg im Bereich Blumenverpackungen und Werbemittel in den kommenden Jahren massiv steigern kann. Hohl ist von den Resultaten begeistert: „Ich hätte nie gedacht, dass sich branchenfremde Leute so schnell in unsere Herausforderungen hineindenken können und praxisnahe Lösungen für eine massive Umsatzsteigerung mit einem kleinen Budget erarbeiten können. Wir werden verschiedene Vorschläge umsetzen und sind überzeugt, dass wir damit Erfolg haben werden.“

Pius Küng und Rosella Toscano-Ruffilli sind überzeugt, dass die einzigartige Prüfungsanlage genau richtig sei, um zu überprüfen, ob die Teilnehmenden die Lernziele erreicht haben. Nicht das Auswendiglernen, sondern der Transfer in die Praxis sei zur Erfolgssicherung in der Wirtschaft wichtig.