«Digitale Services sollen den Alltag vereinfachen»

Von ihren Lehrern bekam Maja Pesic bereits früh zu hören, sie solle doch «irgendetwas mit Kommunikation machen». Nun ist sie bereits 20 Jahre in diesem Bereich tätig. Angefangen als Journalistin, führt sie heute ihre eigene Text- und Konzeptagentur. Zudem leitet sie den CAS Digital Public Services und Communication an der FHS St.Gallen. Maja Pesic hat hautnah miterlebt, wie die Digitalisierung die Kommunikationsbranche umgekrempelt hat. Im Interview spricht sie über das Bedürfnis nach praktischen Online-Services, den Effizienzgewinn im öffentlichen Sektor durch digitale Dienstleistungen und darüber, was die Teilnehmenden des Lehrgangs erwartet.

Frau Pesic, neben Ihrer Lehrtätigkeit verhelfen Sie Unternehmen und Organisationen im öffentlichen Sektor mit Ihrer Kommunikationsagentur zu einem starken Auftritt – hauptsächlich online. Ist diese Aufgabe nicht schwer für jemanden, der kein Digital Native ist?

Im Gegenteil: Als Digital Immigrant kann ich mich gut in meine Kundschaft hineinversetzen. Denn ich kenne beides, die klassische und die digitale Kommunikation, und bin mir bewusst, Online- als auch Offline-Medien haben Relevanz.

Sie haben den CAS Digital Public Services and Communication an der FHS St.Gallen mitkonzipiert und leiten diesen. Weshalb braucht es einen solchen Lehrgang?

Digitalisierung ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie verändert viele Branchen, teilweise radikal, und sie macht auch vor dem öffentlichen Sektor nicht Halt. Das birgt Herausforderungen, aber auch Chancen. Der CAS Digital Public Services and Communication vermittelt Fachwissen und damit auch eine gewisse Sicherheit, die es im Umgang mit Digitalisierungsfragen braucht.

Sind nicht hauptsächlich technologische Kenntnisse erforderlich, wenn man sich mit digitalen Dienstleistungen und digitaler Kommunikation auseinandersetzt?

Wenn wir von Digitalisierung sprechen, sollten wir keine reine Technologiedebatte führen. Es geht um die Frage, wie wir unter Einbezug digitaler Mittel die Zukunft gestalten möchten, damit der Alltag von uns allen etwas einfacher und vielleicht auch etwas besser werden kann.

Wieso sind digitale Services für öffentliche Institutionen in unserer Gesellschaft so wichtig?

Es ist heute selbstverständlich, dass ich meine Bankzahlungen oder den Kauf eines Bahntickets zeit- und ortsunabhängig digital erledige. Diese Servicequalität fordern Bürgerinnen und Bürger je länger je mehr auch vom öffentlichen Sektor. Digitale Services können den Alltag der Bevölkerung vereinfachen. Das sollte zumindest das Ziel sein.

Und inwiefern profitieren die Anbieter, wenn sie solche Dienstleistungen bereitstellen?

Insofern, als digitale Services intern Ressourcen freischaufeln. Wenn digitale Instrumente beispielsweise in genormten Abläufen als praktische Helfer zum Einsatz kommen, gibt das den Mitarbeitenden mehr Zeit und Raum, sich komplexeren, entwicklungs- oder beratungsintensiveren Themen zu widmen. Digitale Technologien, Services und Kommunikationsinstrumente können den öffentlichen Sektor also effizienter machen und darüber hinaus viel zur Beziehungspflege mit Bürgerinnen und Bürgern beitragen.

Welche digitalen Services könnten beispielsweise Gemeinden, Bibliotheken, Verbände oder kulturelle Organisationen wie Museen anbieten?

Das hängt davon ab, welchen Nutzen ein digitaler Service stiften soll, was im Hinblick auf die Bedürfnisse Sinn macht und welches Ziel eine Organisation hat. Geht es darum, klassische Dienstleistungen zu modernisieren, um so einen Mehrwert zu schaffen? Sollen repetitive Prozesse automatisiert werden? Oder will man die Bevölkerung in Entscheidungsprozesse einbinden und Partizipationsmöglichkeiten bieten? Je nachdem kann eine App, ein Chatbot oder eine Online-Plattform die Antwort sein. Aber auch soziale Medien, die in Echtzeit informieren und gezielt als Kommunikationskanal genutzt werden, haben eine Servicefunktion.

Das Unterrichten ist eine Ihrer Leidenschaften. Was möchten Sie den Teilnehmenden des Lehrgangs vermitteln?

In erster Linie nutzer- und ressourcenorientiertes Denken. Das heisst, es wird immer wieder um die Frage gehen, welche Informationen Anspruchsgruppen brauchen und wie eine Organisation diese Informationen zielgruppenkonform entwickeln und in verschiedenen Kommunikationskanälen platzieren kann. Die Studierenden sollen das Grundlagenwissen in ihren Beruf transferieren und konkret umsetzen können. Ausserdem können die Teilnehmenden in Projektarbeiten, Leistungsnachweisen und Übungen individuelle Schwerpunkte setzen.

Was würde Ihnen – wären Sie eine Teilnehmerin – bei den anderen Dozierenden positiv auffallen?

Die Diversität des Teams sowie die Praxisnähe und Lehrerfahrung der Dozierenden. In diesem CAS unterrichten grossartige Lehrkräfte mit ausgewiesener Erfahrung in ihrem Feld. Ich würde den Unterricht bei allen Kolleginnen und Kollegen besuchen wollen.

Zur Person

Maja Pesic ist Lehrgangsleiterin des CAS Digital Public Services and Communication und unterrichtet an der Fachhochschule St. Gallen im Interdisziplinären Kontextstudium und in verschiedenen Weiterbildungslehrgängen zu den Themen Politik, Medien und Kommunikation. Wenn sie nicht an der FHS doziert, schreibt sie für ihre Kundinnen und Kunden Webtexte, SEO-Texte oder Drehbücher für Werbefilme und entwickelt Content-Strategien für Social Media. Sie liess sich ursprünglich zur Journalistin ausbilden und erwarb an der Universität Zürich ihr Lizentiat in Politikwissenschaften. 2009 gründet sie ihr eigenes Unternehmen, das Text- und Konzeptbüro STIER UND BERGEN.

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