Eine Glühbirne leuchtet auf.

Gedankenblitze lassen sich heraufbeschwören

Gute Ideen sind stets willkommen – ob man nun eine interessante Arbeit schreiben soll, mit einem neuen Unternehmen durchstarten will oder eine andere wichtige Hürde zu meistern hat. Nur kommen gute Ideen oft nicht dann, wenn man sie sich herbeiwünscht. Oder aber es fehlt ihnen etwas, sie laufen immer wieder auf denselben Punkt zu und rattern in Form immer gleicher Denkmuster durch den Kopf. In solchen Fällen können Kreativitätstechniken weiterhelfen. Sie sprechen alle Sinne an, lockern die Stimmung auf und bringen nicht selten ungewöhnliche Resultate hervor. Dr. Klüger hat sich umgehört und für Sie einige Tipps zusammengestellt.

Tipp 1: Übers Kreuz denken

Was haben Koffer und Sushi gemeinsam? Sie rollen auf einem Band an. Die Beförderungstechnologie, die sowohl am Flughafen als auch im Restaurant funktioniert, ist der gemeinsame Nenner und macht Rolling Sushi und Gepäckband zum klassischen Beispiel für Cross Innovation respektive Cross-Innovation-Methoden. Die Idee dahinter besteht darin, andere Branchen zu beobachten, von ihnen zu lernen und deren Lösungen und Erfindungen auf die eigenen Bedürfnisse und Problemstellungen anzupassen.  Jörg Bachmann, Projektleiter am Institut für Innovation, Design und Engineering der FHS St.Gallen IDEE-FHS, setzt Cross-Innovation-Methoden oft in Workshops ein. «Sie eröffnen interessante Möglichkeiten und zeigen häufig unkonventionelle Lösungen auf», sagt er. Und Cross Innovation biete eine gute Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken.

Was man dazu braucht: Offene Augen und Ohren sowie Internetzugang

Tipp 2: Würfeln

Mark Riklin, Lehrbeauftragter der FHS St.Gallen, führt in der Hosentasche oft einen Icon-Würfel mit sich. Dieser weist auf jeder Fläche ein anderes Symbol auf. Den Würfel wendet Riklin in festgefahrenen Situationen an, etwa in Sitzungen, in denen die Teilnehmenden nicht weiterkommen. Ziel ist, dass diese aus dem gewürfelten und damit völlig zufälligen Icon eine Lösung für das Problem herzuleiten versuchen. Das Würfeln verändere die Stimmung komplett, sagt Riklin. Alleine schon deswegen, weil es Humor auslöse. Gleichzeitig ergebe auch ein Musterbruch im Denken. «Es entstehen Ideen, die auf den ersten Blick absurd erscheinen, beim genaueren Betrachten aber auf eine neue Spur und zu neuen Ansätzen führen.»

Was man dazu braucht: Fantasie, ein Minimum an Humor und einen Würfel mit Symbolen (z.B. von Icon Poet bei www.gebruederfrei.ch/de/icon-poet/icon-poet/)

Tipp 3: Perspektiven wechseln

Eine Herausforderung aus drei Blickwinkeln betrachten: Das ist die Idee hinter der Walt-Disney-Methode. Diese Kreativitätstechnik basiert auf einem Rollenspiel zwischen dem Träumer, dem Realisten und dem Kritiker. Der Träumer lässt seinem Enthusiasmus und seinen Visionen über eine bestimmte Idee freien Lauf. Die Devise heisst: «Alles ist erlaubt». Der Realist macht sich Gedanken darüber, welche Ressourcen und Massnahmen es braucht, um diese Idee umzusetzen und welche Grundlagen allenfalls schon vorhanden sind. Der Kritiker ist eine Art Qualitäts-Manager. Er erörtert Chancen und Risiken, stellt kritische Fragen und identifiziert damit mögliche Fehlerquellen. Die Walt-Disney-Methode ist für Gruppen aber auch für Einzelpersonen geeignet. Wichtig ist, die Rollen nicht zu vermischen, sondern diese nacheinander einzunehmen.

Was man dazu braucht: Vorstellungskraft und drei Stühle

Eine Anleitung zur Walt-Disney-Technik finden Sie unter diesem Link.  

Tipp 4: Zeichnen

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, heisst es. Diesem Prinzip folgt auch das Visual Thinking. Visual Thinking bedeutet, seine Gedanken und Ideen auf ein Blatt Papier zu zeichnen. Für Andreas Peter, Studiengangsleiter des MAS in Corporate Innovation Management an der FHS St.Gallen,  ist diese Kreativtechnik ideal, wenn es darum geht, das innovative Denken in Schwung zu bringen. «Die Skizzen geben der Idee eine Form und inspirieren gleichzeitig zu neuen Denkprozessen», sagt er. Das Gehirn könne visuelle Informationen rund 60’000 Mal schneller verarbeiten als Informationen in schriftlicher Form. Künstlerisches Talent braucht man übrigens nicht fürs Visual Thinking. Es genügt, einige Grundbausteine wie Kreise, Dreiecke, Quadrate und Striche zeichnen und miteinander kombinieren zu können. Im MAS in Corporate Innovation Management wird sogar explizit Zeichnen für Nichtzeichner unterrichtet, damit sich die Teilnehmenden das Visual Thinking vollumfänglich zu Nutze machen können.

Was man dazu braucht: Mut zum Zeichnen sowie Stift und Papier

Tipp 5: Die Gedanken fliessen lassen

Wenn Denkblockaden die Ideenfindung erschweren, empfiehlt sich das freie Assozieren. Wichtig dabei ist, seinen Gedanken fliessen zu lassen und nicht bereits im Kopf zu zensieren. Als Ausgangspunkt der freien Assoziation dient ein Begriff, der das Thema, das Produkt oder das Problem, das man bearbeiten möchte, am besten beschreibt. Nun notiert man ohne lange zu überlegen weitere Begriffe, die einem dazu einfallen. Es geht nicht darum, dass das Geschriebene möglichst sinnvoll erscheint. Vielmehr gilt es, möglichst viele Begriffe zu sammeln. Das freie Assoziieren sorgt dafür, dass die Gedanken im Kopf ins Fliessen geraten – eine Grundvoraussetzung für gute Ideen. Gewisse Kombinationen mögen auf den ersten Blick ungewöhnlich sein. Das macht aber nichts. Im Gegenteil: Wie Albert Einstein einst sagte: «Wenn eine Idee nicht zuerst absurd erscheint, taugt sie nichts.»

Was man dazu braucht: Unvoreingenommenheit sowie Stift und Papier.

Und wenn Sie sich jetzt fragen, ob das alles hilft, dann bedenken Sie: ausprobieren geht über studieren. Denn studieren müssen Sie während Ihrer Weiterbildung noch genug.

Ihr Dr. Klüger