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«Pflegende stossen tagtäglich an ihre Grenzen»

Das Bild zeigt eine Person, die eine Weiterbildung in Palliative Care gemacht hat.

Wenn Menschen schwer krank sind, verlangt diese Situation nicht nur den Betroffenen und ihren Angehörigen viel ab, sondern auch den Pflegenden. Welche hilfreichen Strategien gibt es für Pflegefachpersonen, um im Arbeitsumfeld gesund zu bleiben? Dieser Frage ist Sarah Schönholzer in ihrer Masterarbeit nachgegangen. Die 31-Jährige hat an der FHS St.Gallen den MAS in Palliative Care absolviert. Sie arbeitet am Spital Thurgau in Münsterlingen auf der Palliativ-Abteilung, die knapp 30 Mitarbeitende zählt. Im Interview spricht sie darüber, weshalb die Palliative Care eine Art Insel darstellt, welche Mythen sich darum ranken und weshalb Pflegende klar kommunizieren sollten, was sie machen und brauchen.

Frau Schönholzer, die Palliative Care hat zum Ziel, die Lebensqualität schwer kranker Menschen zu erhalten und wenn möglich zu verbessern. Wie wichtig ist dabei die Verfassung der Pflegenden?

Es ist massgebend, dass es den Pflegenden gut geht. Sie können nur viel geben, wenn sie zu sich selbst Sorge tragen. Jemand, der ausgeglichen zur Arbeit kommt, reagiert zum Beispiel besser, wenn sich auf Station eine Krise ereignet. Es geht aber nicht nur um Erholung und Entspannung in der Freizeit. Gerade in der Palliative Care ist es wichtig, dass sich Pflegende persönlich mit den Themen Leben, Krankheit und Tod auseinandersetzen und sich fragen, was das für sie bedeutet und wie es einem selbst gehen würde, wäre man in der Lage des Patienten. Auch gilt es, seine Haltung immer wieder zu hinterfragen.  

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«Wir müssen den älteren Mitarbeitenden Sorge tragen»

Der demographische Wandel beschäftigt das Gesundheitswesen wie keine andere Branche. Doch nicht nur Patientinnen und Patienten werden älter, sondern auch die Pflegenden selbst. Mit welchen Herausforderungen haben Mitarbeitende über 50 zu kämpfen und wie gelingt es, sie im Beruf zu halten? Solchen und anderen Fragen ist Dagmar Steinle in ihrer Masterarbeit nachgegangen. Die 43-Jährige arbeitet als Leiterin Pflege in der Frauenklinik des Kantonsspitals St.Gallen und hat an der FHS St.Gallen den Weiterbildungsmaster Health Service Management absolviert. Im Interview spricht sie über die Vorteile der Generation 50+, die Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitenden und die Verantwortung der Führungskräfte.

Frau Steinle, Sie sind verantwortlich für rund 180 Mitarbeiterinnen. Mehr als ein Viertel ist über 50. Was beschäftigt diese Generation im Berufsleben am meisten?

Manche haben Mühe, im Schichtbetrieb zwischen dem Tag- und Nacht-Rhythmus zu wechseln. Das führt dazu, dass sie nicht mehr gut schlafen und übermüdet sind. Deshalb ist der Nachtdienst die wohl grösste Herausforderung für diese Generation. Ein Thema ist zudem das körperliche Arbeiten, das bei einigen zu Rückenproblemen und zur Erschöpfung führt. Einigen fällt es auch zunehmend schwer, sich neuen Situationen anzupassen.

Was spricht denn überhaupt noch für ältere Mitarbeitende?

Sie sind in verschiedenen Bereichen sehr geeignet. Unter anderem für Projekte in der Teamentwicklung oder für Fachgespräche. Aufgrund ihres grossen Erfahrungsschatzes kann man sie auch in der Patientenedukation sehr gut einsetzen: zum Beispiel, wenn es darum geht, einer Diabetikerin zu zeigen, wie sie die Insulin-Spritze richtig setzt oder einer jungen Mutter, wie sie ihr Kind baden soll. In gewissen Abteilungen – unter anderem im Gebärsaal – sind ältere Fachkräfte sehr erwünscht. Wer ein Kind zur Welt bringt schätzt, den Erfahrungswert einer älteren Hebamme und möchte nicht nur von jungen Hebammen umgeben sein.

Sie geben also jemandem über 50 dieselben Chancen?

Auf jeden Fall. Erst kürzlich habe ich eine Hebamme in diesem Alter eingestellt.

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