Schlagwort-Archive: Digitalisierung

«Die App bringt Informationen schnell unter die Leute»

Die Gemeinde Waldkirch hat vor einem Jahr eine eigene App lanciert. Dies mit dem Ziel, die Bevölkerung zu informieren und zu vernetzen. Über 700 Personen haben die «Waldkirch App» bisher heruntergeladen. Initiator des Projekts ist Aurelio Zaccari. Der Waldkircher Gemeindepräsident ist fasziniert von der Technik hinter Online-Dienstleistungen. Derzeit absolviert der 48-Jährige an der FHS St.Gallen den CAS Digital Public Services and Communication. Im Interview spricht Zaccari darüber, wie man Bevölkerung und Gewerbe auf digitalem Weg zusammenbringt, in welchen Fällen Push-Nachrichten optimal sind und weshalb es nicht von Anfang an ein perfektes Produkt braucht.

Herr Zaccari, weshalb benötigt eine Gemeinde mit 3500 Einwohnerinnen und Einwohnern eine eigene App?

Ein wesentlicher Vorteil der App ist die Geschwindigkeit, mit der man Informationen unter die Leute bringen kann. Ein Beispiel: Als im vergangenen Sommer das Feuerverbot aufgehoben worden ist, haben wir dies über eine Push-Nachricht sofort kommuniziert. Mit dem Mitteilungsblatt wäre das nicht möglich gewesen. Unsere App gewährt darüber hinaus einen direkten Zugang zu wichtigen Serviceleistungen wie Fahrplan oder Raumreservation. Sie erlaubt es zudem, dass die Nutzerinnen und Nutzer gezielt Inhalte ihrer Wahl aufrufen können. Und nicht zuletzt können sie künftig auch partizipieren. Wir sind daran, die Waldkirch App mit einer Responsefunktion zu versehen. Damit ermöglichen wir der Bevölkerung, Rückmeldungen auf unsere Meldungen zu geben. Dies, auf die Gefahr hin, dass vielleicht einmal ein Kommentar kommt, der für uns weniger erfreulich ist.

Aber bedeutet das alles nicht einen riesigen Aufwand?

Die öffentliche Hand hat meist den Anspruch, von Anfang an etwas Perfektes auf die Beine zu stellen. So fehlt oft der Mut, Neues auszuprobieren, Erfahrungswerte zu sammeln und darauf aufzubauen. Bei der Waldkirch App sind wir jedoch genauso vorgegangen, was für Gemeinden eher untypisch ist. Nun entwickeln wir die App Schritt für Schritt weiter. Dabei setzen wir auf die Zusammenarbeit mit der Cavelti AG. Durch den Umstand, dass die Firma bereits unser Mitteilungsblatt produziert, entstehen Synergien, die den Aufwand minimieren. Zudem haben wir eine Lösung, die auf Waldkirch zugeschnitten ist. Es gibt andere Gemeinden, die bereits auf unser Modell spienzeln.

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Alfred Eschers Handy und die Prüfung mit der Maus

Ob Flipped Classroom oder Gamebased Learning: Die Digitalisierung prägt die Bildungswelt in zunehmendem Masse. Das Weiterbildungszentrum der FHS St.Gallen widmete seinen ersten Konvent in diesem Jahr deshalb dem technologiebasierten Lehren und Lernen und informierte in diesem Zusammenhang über das Projekt «Online-Prüfungen». Gastreferent Manfred Jurgovsky, Leiter des Education Lab der PH Zug, gewährte zuvor Einblicke in seine langjährige Erfahrung als Entwickler digitaler Lern- und Lehrmedien.   

Ein Schüler findet das IPhone von Alfred Escher. In dessen Mailaccount stösst er auf eine Flut gehässiger Nachrichten. Ein wütender Arbeiter, der tagtäglich im Gotthardtunnel schuftet, wirft dem Schweizer Politiker und Eisenbahnunternehmer an den Kopf, er habe keine Beiträge an die Sozialversicherungen bezahlt. Der Schüler stöbert weiter, öffnet nun das Facebook-Profil des bärtigen Mannes, der als Mitbegründer der modernen Schweiz gilt. Dort bekommt er Fotos von dessen Wohnort und Wirkungsstätten zu Gesicht. Klick um Klick erfährt der Schüler Neues über Alfred Escher und den geschichtlichen sowie gesellschaftspolitischen Kontext, in dem sich sein Leben abspielte. Natürlich hatte Escher, der vor 200 Jahren in Zürich geboren worden ist, noch kein Handy. Und auch das Email-Zeitalter erlebte er nicht mehr. Das eben beschriebene Szenario ist denn auch simuliert – von der App «A Touch of History». Sie verwandelt das eigene Smartphone in jenes einer historischen Persönlichkeit. Die App stammt aus der Küche des Education Lab (EdLab) der PH Zug. Dessen Leiter, Manfed Jurgovsky, stellte einige Projekte am Konvent des Weiterbildungszentrums der FHS St.Gallen vor.

Manfred Jurgovsky vom EdLab der PH Zug kennt die Trends im Bereich des technologiebasierten Lehrens und Lernens.
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Wissen, wie man Angedachtes auf den Boden bringt

Kommunikation und Dienstleistungen verlagern sich zunehmend ins Internet. Auch an Schulen macht dies Schule. Martin Baumann berät Bildungseinrichtungen in Sachen Digitalisierung. In einer Weiterbildung an der FHS St.Gallen lernt der 37-Jährige nun Neues dazu – ob zum Thema Krisenkommunikation oder Servicedesign.

Das Internet ist aus keinem gesellschaftlichen Bereich mehr wegzudenken. Unternehmen, aber auch Gemeinden, Parteien und Verbände kommunizieren vermehrt digital und bieten Dienstleistungen im Netz an. Auch vor Schulen macht diese Entwicklung nicht Halt. Mit seiner Firma Educa Media berät Martin Baumann Bildungseinrichtungen darin, die Digitalisierung sinnvoll zu nutzen. Zudem erteilt er Medienkurse für Eltern und Lehrpersonen. Danebst ist der 37-Jährige am Gewerblichen Berufs- und Weiterbildungszentrum St. Gallen (GBS) im Teilzeitpensum als Lehrer und als Leiter des pädagogischen ICT-Supports tätig. Seit November besucht er den CAS Digital Public Services and Communication an der FHS St.Gallen. Eine Weiterbildung, bei der er fundierte Antworten auf seine Fragen erhalte, sagt Martin Baumann.

Besonders lebhaft in Erinnerung geblieben ist ihm der Kurstag zur Krisenkommunikation: «Dieses Thema geht oft vergessen», so Baumann. Im schulischen Umfeld seien entsprechende Kenntnisse jedoch wichtig. «Angenommen, es kursieren plötzlich Videos aus dem Unterricht in den Sozialen Medien, muss man richtig handeln können», erläutert er in einem Beispiel. Aber auch digitale Dienstleistungen seien an Schulen immer mehr von Bedeutung. Etwa, wenn es um ein möglichst einfaches, benutzerfreundliches Anmeldeverfahren gehe. Doch wie gestaltet man solche Dienstleistungen? Auch darauf hat Martin Baumann in der Weiterbildung Antworten bekommen. Er habe viel gelernt zum Thema Servicedesign. «So sind uns die Herangehensweisen bei Problemstellungen anhand von Modellen klar aufgezeigt worden. Wir wissen nun auch, was es dazu braucht, um Angedachtes auf den Boden zu bringen.»

Benutzerorientiert handeln

Derzeit sind die Teilnehmenden des Lehrgangs an ihren Abschlussarbeiten. Martin Baumann überarbeitet in diesem Rahmen das Konzept zur internen Kommunikation des GBS. Um dessen Verbesserungspotential zu erkennen, plant er eine Umfrage unter den rund 300 Lehrpersonen. Deren Meinung abzuholen, sei wichtig: «Sonst besteht die Gefahr, dass man an ihren Bedürfnissen vorbeizielt.» Diese Benutzer- und Kundenorientierung werde im CAS Digital Public Services and Communication gelebt, was er sehr beeindruckend finde, sagt Baumann. 

Besonders gut gefällt ihm auch, dass die Dozierenden des Lehrgangs die Theorie mit Inputs aus der Praxis verschmelzen lassen. «Sie sind Koryphäen, die in Unternehmen arbeiten und wissen wovon sie reden, so Martin Baumann. «Und unsere Fragen werden immer sehr ernst genommen.»

«Die Ampel steht jetzt auf Orange»

Nebst Unternehmen aus der Privatwirtschaft, bietet auch der öffentliche Sektor seine Dienstleistungen zunehmend über das Internet an. Wie gelingt es, digitale Services auf clevere Art und Weise in die gesamtheitliche Kommunikation zu integrieren? Eine Frage, mit der sich Moritz Friess beschäftigt. Neben seiner Tätigkeit in der Kommunikationsagentur Feinheit unterrichtet er im CAS Digital Public Services and Communication an der FHS St.Gallen das Modul «Digitales Campaigning, strategische Orchestrierung der Kanäle und passende Tools». Im Interview erklärt er, wie sich Institutionen angesichts der zunehmenden Digitalisierung wappnen sollen und was er als Dozent vermitteln möchte.

Herr Friess, wieso engagieren Sie sich im CAS Digital Public Services and Communication?

Innovation entsteht nur im Austausch. Der CAS Digital Public Services bringt dazu unterschiedliche Menschen in einen Raum. Ich freue mich, ein Teil davon zu sein. Zudem engagiere ich mich, weil Public Services für eine funktionierende Gesellschaft in der Schweiz von zentraler Bedeutung sind. Erfahrungsgemäss lässt sich auf diesem Gebiet schon mit kleinen Schritten eine grosse Wirkung erzielen.

Können Sie ein Beispiel eines solchen kleinen Schrittes nennen?

Es braucht nicht viel, um als Institution eine einfache Übersicht zum aktuell bestehenden Medieneinsatz und zum anzustrebende Medieneinsatz innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre zu machen. Nur schon das kann in der enorm fragmentierten Welt der digitalen Kommunikation Ruhe und Übersicht schaffen, die der zielgenauen Kommunikation dient und nicht zuletzt auch den Spass an dieser Arbeit zurückbringen kann. Ich sage damit nicht, dass die Kommunikationsarbeit bis jetzt keinen Spass mehr gemacht hat. Ich beobachte aber vermehrt, dass die digitale Kommunikation viel Unruhe durch ihre schier endlosen Eventualitäten stiftet. Und Unruhe macht nie Spass.

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«Unternehmen sicher durch die Digitalisierung bringen»

Digitalisierung, Vernetzung, Prozesse optimieren – diese Themen stehen im Fokus in den Weiterbildungsmaster, die Stefan Stöckler an der FHS St.Gallen leitet. Im Interview erklärt er den Unterschied zwischen Business Process Engineering und Business Information Management. Das Gespräch führte Chris Rutishauser, Mitarbeiter des FHS-Weiterbildungszentrums.

Stefan Stöckler, welche Trends zeichnen im Bereich der Geschäftsprozesse und im Informations-Management zurzeit ab?

Stefan Stöckler: Aktueller Trend ist die (R)Evolution Industrie 4.0. Das heisst die intensive Vernetzung innerhalb der Unternehmen und über die eigene Grenze hinaus. Die betriebseigenen Systeme «reden» miteinander, unabhängig einer Beteiligung seitens der Unternehmen. Firmen, Partnerfirmen und Kunden sind in einer Weise miteinander vernetzt, wie sie es noch nie waren. Das wiederum bietet Raum für weitere Entwicklungen und Innovationen.

Es entstehen virtuelle Firmen mit neuartigen Geschäftsmodellen, die nur durch diesen Grad an Vernetzung möglich sind. Diese Unternehmen wiederum bilden mit systemübergreifenden Prozessen moderne Services und Produkte, bei denen der Kunde einen Mehrwert bekommt. Damit wären wir wieder bei dem Begriff Industrie 4.0. Die Gestaltung von neuen Geschäftsmodellen, die Planung der Prozesse und der notwendigen IT-Unterstützung sowie Aufbau und Betrieb dieser Systeme stellen eine grosse Herausforderung für unsere Unternehmen dar.

Sie leiten die beiden Weiterbildungsmaster (MAS) in Business Information Management und in Business Process Engineering. Für wen sind die beiden Weiterbildungsmaster besonders geeignet? Bei welchen Erwartungen sind sie speziell zu empfehlen?

Stöckler: Wir fokussieren wir nicht auf eine einzelne Zielgruppe. Der MAS in Business Process Management richtet sich an Teilnehmende, die sich aus dem «Business» heraus näher an die IT bewegen möchten. Der Weiterbildungsmaster Business Information Management eignet sich hingegen eher für Personen, die bereits aus dem IT-Bereich kommen und ihr Wissen vertiefen möchten. Beide Weiterbildungen befähigen die Teilnehmenden, ihre Unternehmen sicher durch die Digitalisierung zu bringen. Sie sind in der Lage die Geschäftsprozesse der Unternehmen IT-technisch zu optimieren und damit konkurrenzfähig zu halten.

Worin unterscheiden sich Ihre beiden Weiterbildungsmaster von anderen Angeboten mit diesen Themenschwerpunkten?

Stöckler (überlegt): Ich denke der Unterschied liegt im Gesamtpaket. Die einzelnen Lehrveranstaltungen sind aufeinander abgestimmt und stehen nicht als einzelne Themenblöcke. Nehmen wir den CAS Requirements Engineering, der Bestandteil beider MAS ist, als Beispiel. In diesem Lehrgang wird in den Fallbeispielen immer wieder die gleiche Ausgangslage von einer anderen Seite betrachtet. Dadurch verknüpfen die Teilnehmenden einzelne Faktoren miteinander und gelangen schlussendlich zu einer Gesamtübersicht der Thematik. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Themen branchenübergreifend sind und auf alle Unternehmensgrössen anwendbar sind. Das zeigt sich auch in der Herkunft der Teilnehmenden.

Was ist Ihnen beim Lehren und Lernen wichtig?

Stöckler: Das Wissen muss theoretisch gut fundiert sein, aber praxisnah, zur direkten Anwendung vermittelt werden. Ich sage immer: Es geht darum «Know-how» für das «Do-now» zu vermitteln. In den Lehrgängen wird der Lernstoff immer wieder in Gruppen direkt mit Fallstudien geübt. In allen CAS werden auch Fallstudien als Seminararbeiten erstellt. In den beiden Lehrgängen CAS Führung und Steuerung der IT und IT-Architekturen und -Technologien wählen die Teilnehmenden das Thema ihrer Fallstudien selber und habe so die Möglichkeit den Schulstoff direkt im eigenen Unternehmen umzusetzen.

Detaillierte Informationen zu den beiden Weiterbildungsmaster (MAS) finden Sie unter MAS in Business Information Management und MAS in Business Process Management.

Zur Person:

Dr. techn. Stefan Stöckler ist Dozent für Wirtschaftsinformatik an der FHS St.Gallen. Er pflegt seine Vorlesungen mit den Worten «Genug gescherzt heute» zu beenden. Im Kindesalter träumte er davon Feuerwehrmann zu werden. Heute ist er neben seiner Lehrtätigkeit im Institut für Informations- und Prozessmanagement IPM-FHS engagiert. Seine beruflichen Kompetenzfelder sind:

  • Requirements Engineering und Requirements Management
  • Business Process Engineering
  • Evaluation und Implementierung von Business Software
  • Big Data, Business Intelligence und Data Warehouse

«Menschliche Kompetenzen werden in einer digitalisierten Welt noch wichtiger»

Roland Waibel leitet den Weiterbildungs-Lehrgang Betriebswirtschaft an der FHS St.Gallen. Chris Rutishauser, Mitarbeiter des FHS-Weiterbildungszentrums, befragte ihn rund um dieses Weiterbildungsangebot.

Roland Waibel, welcher Trend stellt in der Betriebswirtschaft und Unternehmensführung zurzeit die grösste Herausforderung dar?

Roland Waibel: Die Digitalisierung ist sicherlich eine grosse Herausforderung. Unter diesem Schlagwort verstehen viele Personen, dass Menschen in Zukunft weniger wichtig sind. Meiner Meinung nach ist aber das Gegenteil der Fall. Menschliche Kompetenzen werden in einer digitalisierten Welt noch wichtiger werden. Kreativität, Intuition, Mitgefühl, Empathie und Wertschätzung werden auch künftig nur Menschen können.

Was unterscheidet Ihren CAS Betriebswirtschaft von anderen Bildungsangeboten mit diesem Themenschwerpunkt?

Waibel: Unser Lehrgang in Betriebswirtschaft vermittelt eine breite, generalistische Ausbildung. Diese hilft, die systemischen Zusammenhänge der Unternehmensführung besser zu erkennen. Das wiederum befähigt zum ganzheitlichen Handeln. Absolventinnen und Absolventen sind der Lage, gute Entscheidungen im unternehmerischen Kontext zu fällen.

Für wen ist der Lehrgang besonders geeignet?

Waibel: Der CAS Betriebswirtschaft eignet sich für Technikerinnen und Techniker sowie Spezialisten aus verschiedenen Branchen, die ein betriebswirtschaftliches Grundlagenwissen erlangen möchten. Es geht darum, zu verstehen, wie das System «Unternehmen» funktioniert.

Was ist Ihnen beim Lehren speziell wichtig?

Waibel: Mir ist wichtig, den Teilnehmenden eine reiche Lernumgebung zu bieten. Das heisst, dass neben aktueller Theorie viele Praxisbeispiele, Videos, Transferaufgaben und Diskussionsrunden zum Einsatz kommen.

Mehr zum CAS Betriebswirtschaft erfahren Sie hier.

 

Zur Person

Prof. Dr. Roland Waibel leitet das Institut für Unternehmensführung IFU-FHS und ist für den Lehrgang CAS Betriebswirtschaft an der FHS St.Gallen verantwortlich.

Seine beruflichen Kompetenzfelder sind:

  • Unternehmensführung
  • Systemisches Management
  • Vernetztes Denken und Handeln
  • Geschäftsmodelle
  • Nischenstrategien
  • Gesamtwirtschaftliche Systeme

Albert Einsteins Zitat «Man soll die Dinge so einfach wie möglich machen – aber nicht einfacher» begleitet ihn durchs Leben.

„Als das Bloggen noch geholfen hat…“

In der letzten Ausgabe des Entwickler-Magazin WordPress ist ein Artikel unseres Leiters Reto Eugster über das „wissenschaftliche Bloggen“ erschienen. Nun hat Reto Eugster den Beitrag in seinem Blog publiziert:

Wissenschaftliche Artikel durchlaufen ein Verfahren der Qualitätssicherung, bevor sie in Fach­zeitschriften publiziert werden. Fachinterne Gutachterinnen und Gutachter bewerten die Quali­tät eines Textes. Peer-Review heisst das Verfahren, welches seit dem 17. Jahrhundert existiert und erstmals für das Journal Philosophical Transactions in London genutzt wurde. Allerdings sind seit den frühen Jahren Fehlurteile bekannt. Beispielsweise wurde als Folge eines Peer-Re­view-Resultats im 18. Jahrhundert ein bahnbrechender Artikel über die Pocken-Krankheit nicht publiziert. Mit dem Aufkommen der Weblogs und einer wissenschaftsnahen Blogosphere war die Hoffnung verbunden, Artikel nun niederschwellig zugänglich zu machen. In einem trans­parenten Dis­kurs sollte die Science Community Texte diskutieren, bewerten und teilen können. Was ist aus diesen Hoffnungen geworden? In welcher Form kann das wissenschaftliche Bloggen eine Zukunft haben? Im Brennpunkt ist die deutschsprachige Blog-Szene.

Weiter im Weblog von Reto Eugster…

Digitalisierung – wohin geht die Reise?

Egal welche Zeitung man aufschlägt, sofern man noch zu jener Generation gehört, die Zeitungen auf Papier gedruckt liest, oder welches Online-Portal man anwählt, überall wird von der Digitalisierung berichtet. Und dabei wird nicht nur gesagt, dass sie stattfindet, sondern auch, dass all jene Unternehmen, die nicht schnell genug diesem Wandel folgen, dem Untergang geweiht sind. Dramatik pur?

Lesen Sie hier was Stefan Stöckler, Studienleiter MAS in Business Information Management und MAS in Business Process Engineering, zu dieser Frage meint.

Dr. Klüger zu Digitalisierung und Weiterbildung

Unser Dr. Klüger beschäftigt sich mit Digitalisierung im Bildungsbereich. Er hat Prof. Dr. Reto Eugster, Leiter des Weiterbildungszentrums der FHS St.Gallen, mit klärenden und brisanten Fragen zu diesem Thema konfrontiert. 

Digitalisierung ist auch im Bildungsbereich ein zentrales Leitmotiv. Was bedeutet dies für die Weiterbildung?

Unter dem vagen Begriff der «Digitalisierung» werden unterschiedliche Entwicklungen zusammengefasst. Sozialwissenschaftlich formuliert, geht es um die Technologiegetriebenheit gesellschaftlicher Entwicklungen. Bezogen auf Weiterbildung stehen Flexibilisierung und Individualisierung von Lernprozessen im Mittelpunkt des Interesses. Zudem gewinnen im Zuge der Digitalisierung kollaborative Formen des Lernens an Bedeutung.

Die Digitalisierung ist ein Treiber für Veränderungen, die unseren Alltag insgeamt erfassen.

Es ist vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der technologische Entwicklungen unseren Alltag verändern, die bemerkenswert ist. Wir vernetzen, informieren, unterhalten uns nicht nur via Mobile Apps, mehr und mehr nutzen wir via Smartphone künstliche Intelligenz in Form von Assistenten. Ich spreche die Verbreitung von Machine Learning an. Es liegt auf der Hand, dass sich im Zuge dieser Entwicklung auch unser Verständnis von Lehren und Lernen verändert und weiter verändern wird. Wir sind am Anfang, nicht am Ende dieser Entwicklung.

Werden bisherige, altgediente Weiterbildungsformate dadurch in Frage gestellt?

Teilweise, ja. Das höre ich in zahlreichen Gesprächen mit Partnern aus der Wirtschaft, aber auch in Beratungsgesprächen mit Interessentinnen und Interessenten. Weiterbildung soll die Individualität von Karrieren und Lernpfaden berücksichtigen. Angesichts der «bunter» werdenden Biografien kann von einer Standardlaufbahn nicht mehr ausgegangen werden. Firmen wiederum erwarten Weiterbildungen, die flexibel nutzbar sind sowie die sozialen Kompetenzen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördern. Die Standardfrage aus den Unternehmen lautet: Ist im Zeitalter der Digitalisierung tatsächlich so viel Präsenz nötig?

Verliert der Präsenzunterricht an Bedeutung?

Nein, im Gegenteil. Es mag paradox klingen, aber er gewinnt an Bedeutung. Allerdings wird er sich fundamental verändern müssen. Präsenzunterricht wird sich verstärkt über die Qualität von Interaktion, über dialogische Aspekte, zu bewäh­ren haben. Die Fälle, in denen sich eine Anreise an einen Schulungsort rechtfertigt, um ToDos einer Powerpoint-Prä­sen­tation abzuarbeiten, werden rar: Heute lässt sich via You­Tube meistens jemand finden, der das besser kann. Als Weiter­bildungszentrum arbeiten wir engagiert und erfolgreich an der Qualität der Präsenzlehre.

Also steht beim Präsenzunterricht der Aspekt der sozialen Kompetenz im Vordergrund…

… Die Arbeitswelt verändert sich nicht nur im Hinblick auf neue Technologien. Damit einher geht die wachsende Bedeutung von Wissensarbeit, von kollaborativen Arbeitsformen, von Team­­orientierung, Interkulturalität und von Modellen der Führungs-Topografie, bei denen informelle Führungs­po­ten­ziale berücksichtigt werden. Wir leben in der Zeit der post-heroischen Organisation, wie Dirk Baecker sagt. Gefragt sind nicht die Management-Heroen, sondern die intelligenten «Ver­netzer». Damit verbunden sind höhere Ansprüche an die soziale Kompe­tenz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Der pro­duktive Umgang mit Konflikten in wechselnden Team­kon­stellationen wird zu einem Schlüsselkriterium. Unabhängig von einer betrieblichen Funktion, wird Konfliktfähigkeit er­wartet und Empathie vorausgesetzt: Soziale Kompetenzen, die zu oft in den «toten Winkel» von Weiter­bildungen verschoben sind.

Wie könnten diese neuen Lernformate aussehen?

Nur ein Beispiel. Es gibt in Unternehmungen, insbesondere bei Führungskräften, einen ausgewiesenen Bedarf an so ge­nann­ten Reflexionsräumen, an Möglichkeiten, Führungs­handeln zu reflektieren. Solche Reflexionszirkel müssen «gerahmt», die Betroffenenperspektive mit verlässlicher Expertise verbunden werden. Erwartet wird mehr und vor allem etwas anderes als Alltagsweisheit oder Rezeptwissen. Erwartet wird eine Ex­pertise, die sich eindeutig vom blossen Ratschlag und von der Trivialaussage unterscheidet. Beispielsweise wird beim Um­gang mit Konflikten wissenschaftliche Erkenntnis praxis­re­le­vant. Die Tipps vom Kollegen gibt es auch in Konflikt­situa­tionen kostenlos und über «den gesunden Menschen­verstand» glauben alle selber zu verfügen. Aber das reicht offensichtlich nicht.

Könnte behauptet werden, «Digitalisierung» sei nur ein Aspekt einer grösseren Entwicklung?

Gesellschaftliche Entwicklungen verlaufen nie nur in eine Richtung. Sie verlaufen stets als Trend und Gegentrend. Die Arbeitswelt wird kurzatmiger getaktet, gleichzeitig gibt es den Trend zum Slow Learning. Rationales Aspekte des Lernens gewinnen an Bedeutung, aber sie fördern auch die Notwendigkeit, Emotionen zu pflegen. Die Notwendigkeit, vor allem in Schulräumen zu lernen, nimmt ab. Lernen wird echtzeitunabhängig möglich, ich selber bestimme Orte des Lernens. Doch gleichzeitig ist soziale Kompetenz gefordert. Und diese ist in gewissen Graden an Echtzeit gebunden und auf die Verbindlichkeit von Anwesenheit angewiesen. Trend und Gegentrend führen in die Lernzukunft und das verlangt die Bereitschaft, sich auf Ambivalenz einzulassen.